Abenteuer Alpencross – Käthe erzählt…

Alpencross Abenteuer – Käthe erzählt

Wer Käthe kennt, kann ihrem Lachen und ihrem Wortwitz nicht entkommen. Ich lernte die Frohnatur in meinen Fahrtechnik-Kursen kennen. Seitdem verfolge ich mit Staunen und Bewunderung all die  Herausforderungen, welche diese starke Frau, Eine nach der Anderen meistert.
Umso dankbarer bin ich für den Einblick in Ihr Alpencross-Abenteuer, den sie uns in ihren eigenen Worten gewährt….  Genießt es!


Mein Name ist Käthe,
35 Jahre, schon immer sportlich unterwegs aber mit schweren Knochen gesegnet (ich sehe Euer schmunzeln, aber man soll der Oma niemals widersprechen). Seit 5 Jahren Mitglied im Cröhnchen-Club (nee, das ist kein MTB-Club, sondern Cröhnchen steht für Morbus Crohn, eine chronische Darmerkrankung) und eine Spätzünderin beim Mountainbiken.

Seit Beginn „meiner MTB-Karriere“ vor 3 Jahren bin ich mit den Miss Mounty‘s der RSF Phönix Riegelsberg unterwegs. Auf unserer Weihnachtsfeier im letzten Jahr ging es irgendwann um das Thema Urlaub: „Sagt mal Mädels, hat eine von Euch eine Idee für nächstes Jahr?“… „Wie wäre es mit den Dolomiten?“

 

„Wir fahren zusammen einen Alpencross“ hörte ich Rita sagen.

Ungläubig über diese Aussage, hab ich wohl ausgeschaut wie das Panik-Emoji, gefolgt von einem herzhaften Lachen. Einen Alpencross? – Ich? – Du weißt schon, dass ich berghoch fahren hasse!!!  Wie soll ich da jemals ankommen?

Und damit war das Thema beendet. In den nächsten Tagen ertappte ich mich dabei wie ich nach „Alpencross“, „Trainingsvorbereitung“, „Routen Alpencross“ googelte – der Boxring war eröffnet:

„Alpencross…Käthe…komm, das ist ja mal voll Mega.
Sowas sollte man mal gemacht haben.
Käthe, Du hast schon nen Knall, oder?
Du weißt schon, was ich da erwartet?“.

Rita lies nichts anbrennen und schickte mir die Eckdaten zu: mit Rudi, einem Bekannter des TuS Peterberg sollte es in 4 Tagen über die Alpen gehen – von Pfunds an den Gardasee: ~270km und 5.800hm.
Rita: „Wir fahren zusammen. Wir schaffen das!“

Ein paar Tage später schrieb ich Rita wie vom Teufel gebissen

„Okay, ich bin dabei!“.

Es gab nun (theoretisch) kein Zurück mehr. Aber dies hieß auch: ein Trainingsplan musste her. Fachliteratur und Google wurden rauf und runter studiert, aber erst dank Zena von BIKEnSoul hatte ich einen persönlich abgestimmten Trainingsplan.

Zweifel blieben: „komme ich damit zu Recht? – Halte ich das durch? – Spielt mein Cröhnchen unter dieser Belastung mit?“

Anfang Januar startete das Abenteuer Alpencross.

Fleißig wurde trainiert (u.a. Crosstrainer, Ergometer, Schwimmen, Krafttraining) und das Gefühl „ich schaffe das“ überkam mich – bis mich eine fiese Erkältung für 4 Wochen lahm legte – Schwups…die Zweifel waren wieder da „Das schaffe ich im Leben nicht!!! Wie soll ich das je wieder aufholen??? – ich sage ab! Nee ich fahre nicht mit!“.

Fast zeitgleich mit meinem „Re-Start“ im April ging die Saison wieder los (ja ja ich weiß, die endet nie). „Na Käthe, wo geht’s dieses Jahr hin?“ – „Gemeinsam mit meiner Freundin Rita mache ich einen Alpencross“. Bei einigen fiel die Kinnlade und die Augen wurden groß: „waaas??? Die kleine untersetzte macht nen Alpencross??? Die kommt ja nur im Schneckentempo hoch und dazu fluchend wie ein Kesselflicker! Haha –die weiß gar net was sie erwartet.“ Meinem Freund Ehrgeiz gefiel das 😉

Die Zeit flog und „plötzlich“ war der große Tag gekommen. Mei ei ei war ich aufgeregt.

Los ging es am ersten Juni-Sonntag bei schönstem Wetter. „Bleib bei Dir“ war Zenas Rat und so fuhr ich stetig aber eben nun mal langsam hoch bis zum Pass da Costainas. Ein bisl demotivierend war es jedoch schon soweit abgeschlagen zu sein – ging mein Plan doch nicht auf??? Halte ich durch? – man würde es sehen.

Bereits am zweiten Tag hatte ich schon die Nase voll von berghoch. Der Weg zu unserem Einkehrschwung verlangte einiges von mir ab…ein gleichmäßiges eingroofen war nicht möglich: steil, etwas flacher, wieder etwas steiler und flach wechselten sich ab. Ich war völlig demotiviert … war ich doch die Einzige, die zwischendrin geschoben (und geflucht) hat. Meine Mitfahrer, insbesondere Rita, taten ihr bestes und zogen mich quasi den Berg hoch. Die armen musste sich viel Gefluche anhören wie z.B. „wie kann man nur auf eine solch doofe Idee kommen und einen Alpencross machen???“ – „bescheuert!!!“. Irgendwann war auch ich endlich oben und nach einer etwas ungemütlichen Rast (Regen und Gewitter waren im Anmarsch), wurde ich mit einen schönen Trail für die Strapazen belohnt. Bergab macht mir definitiv mehr Spaß:-D

Der dritte Tag verlief trotz der Hitze wieder besser, denn die Anstiege waren wieder gleichmäßiger und ich konnte mich in meinem Schneckentempo voran kämpfen. Zur Belohnung gab’s neben kleineren Trails auch eine willkommene Abkühlung im Kleinen Montiggler See.

Nun war es schon soweit: die letzte Etappe stand an. Völlig abgeschlagen und müde kämpfte ich mich zum Frühstück. Nach einem kleinen Happen, der Blick auf die Uhr: „ich gehe noch ein bisl schlafen.“ Wie sollte ich die heutige Etappe denn nur überstehen? – denn es war die längste Etappe der Tour. Nach dem Einrollen auf dem Radweg schien mein Körper auf „on“ zu springen, das war auch notwendig, denn wie sollte es sein?! Richtig, es ging erstmal berghoch, erst über Asphalt dann über einen Waldweg und dieser hatte es in sich. Gleichmäßig ging es zunächst hoch und plötzlich gab es eine steile Rampe – 7 weitere sollten folgen. Motiviert ging ich die erste an, bei der zweiten hisste ich bereits die weiße Fahne und das Fluchen ging wieder los 😉 Berghoch und ich – wir werden einfach keine Freude. Nach knapp 9 Stunden waren wir endlich am Gardasee und ich bekomm mein Finisher-Geschenk: ein leckeres Schokoladen-Eis

Richtig freuen konnte ich mich über die Ankunft jedoch nicht. Die Erwartungshaltung an mich selbst war ziemlich hoch und mit meiner Leistung (Schneckentempo und Schieben) war ich definitiv nicht zufrieden. Daran änderten auch die lobenden Worte meiner Mitfahrer nichts.

 

Auf die Frage, ob ich jemals wieder einen Alpencross mache, musste ich herzhaft lachen „niiiemallls…so bescheuert bin ich nicht nochmals!“.

 

Mit etwas Abstand ließ ich zu Hause den Alpencross Revue passieren:

„Ist es denn wirklich so schlimm eine Schnecke zu sein, die ab und zu mal schieben muss?“

In den ersten 15 Monaten meiner Erkrankung war an Sport nicht zu denken – meine Höchstleistung bestand darin, dass Bett zu verlassen. Meine Frage konnte ich plötzlich mit einem klaren „Nein, war es nicht!“ beantworten. Ja, am Berg kam ich öfters mal an meine Grenzen und noch nie wurde mir sportlich körperlich und mental so viel abverlangt wie bei diesem Alpencross, aber ich habe nicht aufgegeben und am Ziel „Gardasee“ festgehalten.

Am Ende zählte der Weg dorthin.

Mit Stolz und Zufriedenheit blicke auf den Alpencross zurück. Mein Dank gilt meinen Mitfahrern, insbesondere Rita, die mich über die Berge „gezogen haben“ und mich keinen Abhang runter geschuppst haben (auch wenn ich es sicherlich mal verdient gehabt hätte) 😉

Übrigens google ich gerade nach „Alpencross“ – dieses Mal aber mit etwas mehr Lift um die Trails bergab noch mehr genießen zu können 😉

Love the ride

Käthe

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